Fachwerkhäuser und Fachwerksanierung
Der lange Nutzungszeitraum von Fachwerkhäusern
Fachwerkhäuser haben einen eigenen Charakter. Der lange Nutzungszeitraum hat deutliche Spuren hinterlassen. Mensch, Tier und äußere Einflüsse haben die Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes gezeichnet. Die Vergangenheit erhält ein Gesicht, das uns verstehen lässt wie in zurückliegenden Zeiten gelebt und gearbeitet wurde. Fachwerkhäuser prägen nach wie vor viele Städte und Dörfer. Bis vor 150 Jahren war Fachwerk, über Jahrhunderte hinweg, die maßgebliche Bauweise. Nur sehr wohlhabende Menschen konnten sich, bis zur massenhaften Herstellung von Ziegeln, eine massive Bauweise leisten.
Die Fachwerkkonstruktion und ihre Baustoffe
Die Fachwerkkonstruktion ist eine Skelettbauweise. Das Tragwerk ist stabil, elastisch und sehr dauerhaft. Die Schwelle eines Fachwerkhauses ist hierfür ein gutes Beispiel. Ein für die Aufgabe richtig ausgewähltes Eichenholz, das auf einem Sockelfundament mit genügend Abstand zum Boden verlegt ist, kann sehr lange halten. Es hält viel länger als eine Bitumenpappe, die wir heute, auch aus Gründen der Gewährleistung, als Horizontalsperre unter der Schwelle einbauen. Die Eichenschwelle selbst ist bereits eine Horizontalsperre. Alle Baustoffe eines Fachwerkhauses waren auf die äußeren und inneren Beanspruchungen abgestimmt. Die Ausfachungen des Tragwerks wurden, regional verschieden mit Ziegeln, Lehmsteinen und kleinteiligen Hölzern ausgefüllt und mit Lehm und Kalk verputzt. Diese Baustoffe sind elastisch und passen sich an die Verformungen des Bauwerks an, was Rissbildungen erschwert. Außerdem sind sie allesamt in der Lage Feuchtigkeit von außen und von innen aufzunehmen und wenn es warm wird in beide Richtungen wieder abzugeben. Das Gebäude ist, bei entsprechender Pflege, in der Lage den Witterungs- und Nutzungsbeanspruchungen lange Zeit standzuhalten. Alle klassischen Baustoffe eines Fachwerkhauses sind organisch und wiederverwertbar. Ein gesundes Raumklima ist inklusive. Allein der Lehmputz, im inneren eines Fachwerkhauses kann große Mengen an Feuchtigkeit speichern und somit Folgeschäden vorbeugen.
Die Fachwerksanierung zur Behebung von Bauschäden
Fast alle Fachwerkbauten wurden, den jeweiligen Anforderungen ihrer Bewohner entsprechend umgebaut und saniert. Dabei wächst die Zahl der Gebäude, bei denen nun die Sanierung der Sanierung ansteht. Schnelle, vordergründig günstig und bauphysikalisch gefährliche Sanierungen im Laufe der letzten 30 bis 40 Jahre, haben zu erheblichen Bauschäden geführt und sind leider keine Ausnahme mehr. Es lassen sich aber auch, teilweise sehr von der Region abhängig, immer noch Fachwerkhäuser finden an denen kaum oder keine Veränderungen vorgenommen wurden.
Die Untersuchung der Gebäudesubstanz vor dem Start der Planung
Bei allen Vorteilen die ein Fachwerkhaus und seine Bauweise bieten, gilt es natürlich den tatsächlichen Aufwand vor dem eigentlichen Start der Planung zu untersuchen. Mit welchem Aufwand ist zu rechnen ist, wenn die eigenen Vorstellungen umgesetzt werden sollen? Bevor der Grundriss des eigenen Traumhauses in das alte Fachwerk projeziert wird, sollten die vorhandene Baukonstruktion, die Baustoffe und natürlich die Schäden am Gebäude untersucht und dokumentiert werden. Anschließend, kann auf Grundlage der eigenen Gestaltungs- und Nutzungsvorstellungen eine erste Planung skizziert werden, die grob den Aufwand hinsichtlich Bauzeit und Kosten bestimmt. Wenn sich andeutet, dass die Sanierung eines Hausschwammbefalls, eines Dachstuhls mit starken Wasserschäden oder der eigentlichen Fachwerkkonstruktion bereits erhebliche Kosten verursacht, ist zu hinterfragen ob und wie das Budget ausreicht, die eigenen Vorstellungen baulich umzusetzen.
Der behutsame Umgang mit der vorhandenen Konstruktion
Bei der Sanierung und Umbauplanung sollte die alte Bausubstanz mit besonderem Respekt behandelt werden. Vor dem Ausbau oder Abbruch eines Bauteils muss genau überlegt werden, ob dies für die spätere Nutzung zwingend notwendig ist. Das trifft besonders auf die Bestandteile der Fachwerkkonstruktion zu. Jedes Holz hat seine Aufgabe. Wird es ausgebaut, müssen die Auswirkungen auf das Tragwerk genau berechnet werden, um Schäden an der Konstruktion zu vermeiden. Sollten Bauteile dem Umbau weichen, ist es immer eine charmante Idee, sie an anderer Stelle wieder einzusetzen. Alle ursprünglichen Baustoffe eines Fachwerkbaus können recyclt werden.
Die energetische Sanierung von Fachwerkhäusern
Für die energetische Sanierung des Gebäudes und dem damit verbundenen oft erheblichen Aufwand, ist es vorab erforderlich, das beheizte Gebäudevolumen eines Fachwerkshauses zu definieren. Während seiner ursprünglichen Nutzung wurde oft nur ein kleiner Teil des Gebäudes geheizt. Unsere heutigen Ansprüche sind anders definiert. Der gesamte Wohnbereich soll, mit möglichst wenig Energiebedarf komfortabel zu heizen sein. Vor der Festlegung des beheizten Gebäudevolumens sollte daher genau überlegt werden, welche Teile geheizt werden müssen. Bei geschickter Planung kann, besonders in großen Bauten, ein beheiztes Haus im Haus realisiert werden. Wenn z.B. eine komplizierte Fachwerkform hohe Ansprüche an den schadensfreien Einbau einer Dämmung stellt, sollte überprüft werden, ob das Raumprogramm in den Vollgeschossen realisiert werden kann. Das bauphysikalisch, schadensfreie Dämmen großer Decken, z.B. über der Diele ist vergleichsweise günstig. Bei allen energetischen Verbesserungen der Bauteile, aber vor allem bei der Innendämmung von Fachwerkwänden, gilt es eine Vielzahl von Einflussfaktoren zu berücksichtigen damit das Bauen einfach, sicher und bezahlbar bleibt.
Unsere Leistungen im Bereich der Fachwerksanierung
Von der Startberatung, bei der wir offensichtliche Bauschäden suchen, die Qualitäten des Bauwerks einschätzen und dem Laien erklären, wie die Gebäudeteile zu betrachten sind, bis zur vollständigen Planung inklusive Bauleitung für die Sanierung eines Fachwerkhauses bietet das Architekturbüro Rehmert entsprechende Leistungen an.
In diesem Zusammenhang steht unsere Tätigkeit als Energieberater für Baudenkmäler und besonders erhaltenswerte Bausubstanz. Viele Fachwerkhäuser sind denkmalgeschützt. Andere können, z.B. bei Zustimmung eines Ortsbürgermeisters, als besonders erhaltenswerte Bausubstanz definiert werden. Für solche Objekte erhalten die Bauherren, im Zusammenhang mit einer entsprechenden Fachplanung, günstige Kredite der KfW-Bank und sogar direkte Zuschüsse für die Fachplanung.